Auweia – schlimmer geht immer. Spanischer Wein verdrängt den Trollinger Wein? Der Presse war in den letzten Monaten zu entnehmen, dass unser beliebter Trollinger in Württemberg jetzt spanischen Rebsorten weichen soll.
Im Raum Mundelsheim haben schwäbische Weingärtner den Tempranillo auf ihren Steilhängen angebaut – früher war dort der Trollinger zu finden. Die Tempranillo Traube stammt aus Spanien, um genau zu sein aus dem Rioja im Norden Spaniens. Der Grund für den Wechsel ist, dass die steilen Weinberge mit Terrassen nur niedrigen Ertrag liefern. Der Aufwand, die Steilhänge zu bewirtschaften, ist aber enorm groß. Erschwerend kommt hinzu, dass die heimischen Weine wie Trollinger oder Lemberger nur niedrige Verkaufspreise erzielen. Anders sieht das mit den exotischeren Trauben wie Tempranillo oder beispielsweise dem Cabernet Franc aus, mit diesen Sorten lassen sich deutlich bessere Verkaufsergebnisse erzielen. Da setzt man dann anstatt auf Korkverschluss schon mal auf einen Schraubverschluss und springt über seinen Schatten?
Die Fachleute des schwäbischen Weins sind nicht erfreut über die Entwicklung. Der bekannte und erfolgreiche Wengerter Klaus-Dieter Warth aus Stuttgart sagt dazu:
„Ja, das ist ein spannendes Thema mit den neuen Rebsorten in Deutschland.
Prinzipiell sage ich, dass das Weinanbaugebiet ein Profil haben sollte, welches
eher geschärft als verwässert werden sollte.
Denken Sie mal daran, womit ein Deutscher die Begriffe „Bordeaux“, „Asti“
oder „Vihno Verde“ verbindet, um nur mal drei Beispiele zu nennen.
Ganz bestimmt nicht mit „Trollinger“, „geharztem Weißwein“ oder „süßem
Rotsekt“ als krasse Gegensätze.
Nun kann man über Trollinger denken wie man will. Trollinger ist
Württemberg und Württemberg ist Trollinger. Wer es schwerer will kann
auch Lemberger oder Spätburgunder bekommen. Leider von vielen Kellereien mit
keinem so tollen Ausbaustil.
Also gilt es doch Profile zu schaffen, und am Markt zu etablieren, damit der
Weinkenner weiß, was er gutes aus Württemberg bekommen kann.
Dann brauchen wir auch keinen Tempranillo, Merlot, Syrah, und was
wirklich gerade alles im Anbau zugelassen wurde.
Ich selber bin zudem noch ein Verfechter von pilzresistenten Neuzüchtungen,
da ich diese in der Weinbergbiologie als wegweisend betrachte. Aber auch die
tun sich schwer am Markt, da sie sehr erklärungsbedürftig sind.“
Und Klaus-Dieter Warth zeigt, dass es tatsächlich auch anders geht. Neben vielen anderen Top-Weinen heimischer Rebsorten kommen vom Weingut Warth auch Trollinger Weine allerbester Qualität, die Verkaufspreise von über 30 Euro erzielen – beispielsweise der im Barrique gereifte Trollinger Quercus vom Weingut Warth .
Sollte man diesem Beispiel nicht folgen und den heimischen Winzern dazu raten, aus den Traditionssorten erstmal qualitativ hochwertigere Weine zu machen anstatt auf spanische oder französische Sorten zu setzen und trotzdem nicht die Qualität der Weine wie im Heimatland der jeweiligen rebsorte zu erzeugen? Wir denken schon. Es bleibt zu hoffen, dass sich die schwäbischen Winzer wieder auf ihre Traditionen besinnen und sich auf die lokalen Weinsorten konzentrieren.